Sonntag, 25. Juli 2010

Limmer & Sons, Custom Shoemakers

Während einem Trip durch Neu England bin ich im Vorgebirge der Appalachen, nahe dem Städtchen North Conway in New Hamshire, auf das bemerkenswerte Geschäft von Limmer & Sons gestossen, das von Peter S. Limmer Jr. geführt wird. Sein Grossvater, Schuhmachermeister Peter Limmer aus dem bayrischen Peterskirchen, wanderte 1925 in die USA aus und eröffnete zuerst ein Geschäft in Boston, später zog er in die Berge von New Hampshire.

Über eine Veranda eines typischen Neu Englandhauses aus Holzgiebeln kommt man in eine geräumige Werkstatt. Rechter Hand sind mehrere Wandregale, vollgestellt mit fertigen Kundenaufträgen, geradeaus kommt eine einfache Theke mit Schuhexponaten entgegen. Wie ich mich als Orthopädieschuhmacher vorgestelle ist schnell das Vertrauen gefasst. Die Spezialität von Peter S. Limmer sind Wanderschuhe nach Mass sowie Skischuhe aus Leder. Die besondere Eingenschaft der Limmer Boots ist, wie der Inhaber mir dann erklärt, die extreme Dauerhaftigkeit und Zuverläsigkeit der Produkte. Er nimmt einen eingeleisteten, zwiegenähten Bergschuh in die Hand, der dem ehemaligen schweizerischen Gebirgs-Ordonannzmodell gleicht, und sagt mit berechtigten Stolz: "These boots are 45 years old". 45 Jahre alte Schuhe, die zur Reparatur gebracht werden! Das sind Schuhe, die am Fuss des Trägers angewachsen sind, die durch tausende Kilometer Wanderung die perfekte Fussform erhalten haben.

Limmer verkauft seine individuellen Schuhe für knapp 700 USD, ein Preis-Leistungsverhältnis, das man als günstig bezeichnen darf. Die Leisten werden nach Fussmassen und Trittspur angepasst jedoch selten aufbewahrt. Das macht Sinn, denn die Schuhe halten ein Leben lang.

Limmer & Sons ist erreichbar über den Highway 302 von North Conway, 9 Limmer Lane, Inervale NH. Von Boston aus ca. 3 Stunden mit dem Auto. http://limmercustomboot.com/

Bis bald
Patrick Winkler


Dienstag, 13. Juli 2010

Swiss made

Mass-Anfertigungen der Firma Winkler ORTHO SCHUH TECHNIK gelten gemäss der Revision „Swissness“ des Markenschutzgesetztes als Made in Switzerland. Folgende Bedingungen sind erfüllt:

  • Der Anteil der Herstellungs- und Dienstleistungskosten, die in der Schweiz anfallen, beträgt weit über der von der Revision geforderten 60%

  • Die mit Abstand wichtigste Leistung des Patientenservices, Beratung und Betreuung des Patienten findet in der Schweiz und vor Ort statt

  • Der Produktionsprozess steht unter Aufsicht eines eidgenössisch diplomierten Orthopädie-Schuhmachermeisters (OSM)

  • Wir stecken viel Energie in Produktentwicklungen, die von uns mitgetragen und zum Teil initiiert werden

  • Das Qualitätsmanagement wird von schweizerischen Auditoren geleitet

  • Lieferung und Unterhalt unterliegen dem Qualitätssicherungsver-trag des schweizerischen Bundesamtes für Sozialversicherung und der Aufsicht der weltweit grössten Inspektions- und Zertifizierungsgesellschaft SGS mit Hauptsitz in Genf (ISO Norm 13485)

Dienstleistungen von Winkler, schweizer Qualität!

Bis bald
Patrick Winkler

Freitag, 9. Juli 2010

Leistungen der AHV und IV

Es gibt eine grosse Zahl von medizinischen und orthopädischen Hilfsmitteln, die zur Leistungspflicht einer Versicherung gehören und in unterschiedlichen gesetzlichen Mittellisten aufgeführt sind. Orthopädische Einlagen zum Beispiel, welche in verschiedenen Schuhen getragen und gewechselt werden können, sind von der IV oder AHV nicht versichert, ebenso gibt es auch keine Leistungspflicht der obligatorischen Krankenpflegeversicherung .
Orthopädische Mass-Schuhe gehören in der Schweiz zu den Leistungen der Sozialversicherungen AHV und IV sowie der Unfallversicherung. Dort sind sie in den Hilfsmittellisten aufgeführt.

Bei orthopädischen Mass-Schuhen haben Versicherte Personen der AHV mit einer Leistungsberechtigung das Anrecht auf ein Paar Anfertigungen alle zwei Jahre und bezahlen einen Eigenanteil von 25% der Kosten. Anders sieht es bei IV-Versicherten aus: Diese erhalten zwei Paare pro Kalenderjahr und bezahlen einen festen Selbstbehaltanteil von 120.- Franken pro paar Schuhe. Wenn sie das Rentenalten erreichen erhalten diese einen sogenannten Besitzstand auf die Leistungen, d.h. sie behalten auch im Rentenalter dieselbe Ansprüche wie vorher. Eine Übersicht über diese komplizierten Bestimmungen können sie im Kreisschreiben der IV finden.

Die Ungleichbehandlung ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen, so zum Beispiel in einer Motion von Nationalrätin Brigitte Häberli vom 3.10.2008. Das EDI will die Ungleichbehandlung jedoch nicht beseitigen da man ein Kostenwachstum bei der AHV befürchtet. Im gleichen Zug wird aber von grosszügigen Leistungen der IV gesprochen, die den Zweck der beruflichen Eingliederung haben. Die Unterschiede sind im Bereich orthopädischer Massanfertigungen meiner Meinung nach zu gross. Hier eine Kostenbeteiligung des Versicherten von 800-1'500 Franken bei Rentnern, dort eine solche von 120.- Franken bei Besitzständern, hier ein Anspruch von einem Paar Schuhe alle zwei (!) Jahre, dort ein Anspruch von 4 Paaren im gleichen Zeitraum.

Bitte etwas mehr Verhältnismässigkeit.

Bis bald
Patrick Winkler

Donnerstag, 1. Juli 2010

Vaterlandsverrat

Die Ikone der schweizerischen Uhrenindustrie, erfolgreicher Unternehmer und Träger mehrerer Ehrendoktorwürden, Nicolas Hayek, ist am 28. Juni 2010 83jährig gestorben.

Hayek war aber nicht nur Unternehmer, er wurde auch oft als Berater von Unternehmen und Behörden beigezogen. Ein Beispiel dieser Expertentätigkeit war, als das Militärdepartement 1984 die Beschaffung von Leopard Panzern erwog. Die Schweizer Rüstungsindustrie und ihre Vertreter in der Politik propagierten den Eigenbau. Als hinzugezogener Experte stellte Hayek fest, dass der Lizenzbau in der Schweiz 300–400 Prozent teurer gekommen wäre als der Kauf beim deutschen Hersteller. Zuerst wollte es niemand glauben und man verleumdete ihn als Vaterlandsverräter, schliesslich bekam Hayek aber Recht und er wurde von der Presse nachträglich zum Unternehmer des Jahres erklärt.

Was können wir daraus lernen? Man muss sich genau überlegen, was man selber produzieren will und was nicht. Im Bereich Herstellung und Anpassung orthopädischer Mass-Schuhe gibt es einen Patientenservice, den man vor Ort und nur mit hochqualifizierten und erfahrenen Fachleuten machen muss. Und es gibt Prozesse der anonymen Herstellung, die man irgendwo durchführen kann sofern man eine Prozesslenkung besitzt. Das ist kein Vaterlandsverrat sondern ökonomische Vernunft. Das ist kein Job-Killing sondern Verantwortung gegenüber der Zukunft. Was würde Nicolas Hayek dazu sagen? Bis bald
Patrick Winkler