Donnerstag, 1. Juli 2010

Vaterlandsverrat

Die Ikone der schweizerischen Uhrenindustrie, erfolgreicher Unternehmer und Träger mehrerer Ehrendoktorwürden, Nicolas Hayek, ist am 28. Juni 2010 83jährig gestorben.

Hayek war aber nicht nur Unternehmer, er wurde auch oft als Berater von Unternehmen und Behörden beigezogen. Ein Beispiel dieser Expertentätigkeit war, als das Militärdepartement 1984 die Beschaffung von Leopard Panzern erwog. Die Schweizer Rüstungsindustrie und ihre Vertreter in der Politik propagierten den Eigenbau. Als hinzugezogener Experte stellte Hayek fest, dass der Lizenzbau in der Schweiz 300–400 Prozent teurer gekommen wäre als der Kauf beim deutschen Hersteller. Zuerst wollte es niemand glauben und man verleumdete ihn als Vaterlandsverräter, schliesslich bekam Hayek aber Recht und er wurde von der Presse nachträglich zum Unternehmer des Jahres erklärt.

Was können wir daraus lernen? Man muss sich genau überlegen, was man selber produzieren will und was nicht. Im Bereich Herstellung und Anpassung orthopädischer Mass-Schuhe gibt es einen Patientenservice, den man vor Ort und nur mit hochqualifizierten und erfahrenen Fachleuten machen muss. Und es gibt Prozesse der anonymen Herstellung, die man irgendwo durchführen kann sofern man eine Prozesslenkung besitzt. Das ist kein Vaterlandsverrat sondern ökonomische Vernunft. Das ist kein Job-Killing sondern Verantwortung gegenüber der Zukunft. Was würde Nicolas Hayek dazu sagen? Bis bald
Patrick Winkler

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