Sonntag, 21. November 2010

Zehendruckstelle

So klein die Zehen sind - so gross können Sie Beschwerden verursachen. Eine Patientin, die ich heute vorstellen möchte, hatte einen Wirbeleinbruch und dadurch Paresen (teilweise Lähmungen) an bestimmten Muskeln des Unterschenkels. Der Fallfuss hatte sich almählich zwar wieder gebessert, zurückgeblieben sind neben einer Fussfehlstellung und Fussheberschwäche eine abgespreizte und sehr empfindliche Kleinzehe am linken Fuss.

Die sportliche Frau hat sich in kurzer Zeit wieder hochtrainiert, aber immer mit grossen Schmerzen an den Zehen. Auch als ihr ein Fachmann die Schuhe abgeändert hatte, haben sich die empfindlichen Druckstellen an der betreffenden Zehe nicht gebessert. "Er hat nur den Schuh kaputt gemacht, gebessert hat es nichts".

Abb. Korrekturversuch durch Ausschneiden des Schaftes am Sportschuh. Ist der Schuh selber nicht passformgerecht helfen auch solche Entlastungen nichts.

Die effizienteste Lösung in einem solchen Fall ist ein Schuh nach Leistenmodell. Denn nur das Leistenmodell hat genügend Einfluss auf den Proportionenunterschied zwischen Mittelfuss und Zehenbereich.

Das Ergebnis war ein Schuh nach Mass. Die Passform stimmt, die Beschwerden verschwanden nach kurzer Zeit.


Abb. Individuelle Mass-Schuhe

Bericht der Kundin: "Juhuii….endlich nach 2½ jahren, bin ich wohl am richtigen ort gelandet….
Der braune Schuh ist ein volltreffer, zu 99,9% perfekt, sogar das Umfeld hat bemerkt dass ich runder laufe, habe ihn sogar zum arbeiten an…… kann mit den dingern schneller laufen, und auf dem Liestaler turm war ich 8 min schneller als sonst – musste nicht dauern auf den boden gucken."

Dazu braucht es keinen Kommentar mehr.

Bis bald
Patrick Winkler

Montag, 15. November 2010

Ist Geiz geil?

In der Ausgabe des Schweizerischen Beobachters Nr. 21/2010 erschien ein Artikel, worin mein Konzept der Herstellung von Mass-Schuhen erwähnt wurde.

Ein Kommentator/in zitierte mit Post vom 24.10.2010 20:50 Uhr unter anderem diese Meinung zu dem Artikel: "Geiz ist geil" und "Made in Switzerland" passen nicht zusammen. Er/sie kritisiert damit die ausländischen Teilherstellungen bei orthopädischen Mass-Schuhen, die seiner Ansicht nach günstiger seien als die heimische Produktion. Das sei, soweit ich ihn/sie verstehe, schädlich für das schweizerische Handwerk. Ein etwas moralisierender Unterton ist nicht zu überhören.

"Schweizer Qualität“ wird als Synonym zu "hohe Qualität" wahrgenommen, was der Begriff schweizer Qualität auch immer bedeuten mag. Nicht zu verkennen ist, dass Schweizer Produkte und Dienstleistungen beliebt sind. Einige Branchen profitieren von dem «Image-spill-over» auf die eigenen Leistungen und begründen damit einen hohen Preis. Hoher Preis = hohe Qualität lautet die daraus folgende Kette einer Norm, die bei vielen Schweizern tief verankert ist und indenitätsstiftend wirkt.

Ich bezweifle nicht, dass viele schweizerische Hersteller hohe Qualität liefern und sich Mühe geben, Qualitätsnormen hochzuhalten. Der gute Ruf schweizerischer Exporterzeugnisse steht dafür. In hartem Kampf um Preis, Qualität und Innovation wurde die schweizerische Industrie im Welthandel wie im Binnenmarkt gestählt. Die Marke Schweiz konnte sich als Premium Brand etablieren und viele Firmen nutzen Swissnes als Qualitätszeichen.

Der gute Ruf der Marke Schweiz darf uns jedoch nicht vor selbstkritischer Reflexion abhalten. Das schweizerische System hat nicht immer recht gehabt. Ein gutes Beispiel war die teure und aufwändige Eigenproduktion eines Panzers der Schweizer Armee, der sich hinterher als Flop erwiesen hatte (Panzer 68). Solche Beispiele wiederholten sich in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte mehrmals. Hohe Qualität hat ein Produkt, weil es Qualitätskriterien erfüllt, nicht weil es schweizerisch ist. Man muss dem Denkmuster des protektionistischen Handelns auch entgegenhalten, dass Ineffizienz weder sozial noch patriotisch ist.

Das Problem ist letztendlich folgendes: Wir haben gar nicht genügend eigene Fachkräfte im Land, um unsere Aufgaben zu erfüllen. Wir rekrutieren schon seit Jahren ausländische Fachleute, weil wir nicht genügend oder nicht passende Mitarbeiter in der Schweiz finden. Unsere Leistungen sind schon daher nicht mehr rein "schweizerisch". Der Kampf der schweizerischen Branche gegen die Herstellungskooperation bei orthopädischen Mass-Schuhen ist schon deswegen nicht opportun. Und auch bei Teilherstellung ist der Schuh immer noch Made in Switzeland!

Bis bald
Patrick Winkler

Dienstag, 9. November 2010

Hochpreispolitik

Die Preise in der Schweiz sind im Verhältnis zur Europäischen Union um rund ein Drittel höher. Die Ursachen dafür wurden in einer Studie im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) im Jahr 2003 untersucht. In einem Vergleich der relativen Preisindizies Schweiz und EU-9 ergaben sich die grössten Preisdifferenzen bei Nahrungsmitteln, Mieten, medizinischen Produkten und Leistungen, Gastgewerbe, Haushaltsgeräten sowie Freizeit.

Als Ursachen für diese Unterschiede wird die Wettbewerbsintensität als wichtiger Erklärungsfaktor angeführt. 44% der Preisdifferenzen lassen sich über die geringere Wettbewerbsintensität im Vergleich zu den in der Studie gewählten EU-Ländern erklären. Wettbewerbshemmend wirken jede Art von Marktmacht (z.B. vertikale Vereinbarungen) und wettbewerbspolitische Regulierungen. Mitbestimmend sind hierbei auch die sozialpolitischen Wettbewerbseinschränkungen. Erstaunlich ist, dass die Lohnunterschiede nur gerade 11% und Standortfaktoren 17% der Preisdifferenz erklären können. Standortfaktoren umfassen insbesondere die topografischen Eigenschaften eines Landes oder die Kleinräumigkeit eines Marktes. Faktoren also, die in Ländern wie Norwegen, Schweden oder Dänemark auch vorkommen.

Die Analysen zeigten, dass sich in allen untersuchten Bereichen ein wesentlicher Teil der Preisdifferenzen mit der beschränkten Wettbewerbsintensität erklären lässt und dass dieser Anteil aus gesamtwirtschaftlicher Sicht relevant ist. Zwei Zielsetzungen haben die Autoren in den Vordergrund gestellt:

  • eine stärkere Zusammenführung des schweizerischen mit dem europäischen Mark sowie
  • eine Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Akteuren a.uf den einzelenen Märkten in der Schweiz

Bis bald
Patrick Winkler



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