Christoph Bernoulli, ein Mitglied aus der berühmten Basler Bernoulli-Gelehrtenfamilie war Naturforscher, Ökonom und Professor an der Basler Universität. Daneben kann man ihn als geistigen Vater der Basler Gewerbeschule bezeichnen.
Im Jahr 1822 warb er für die Einführung der Gewerbefreiheit und die Einschränkung der Monopolmacht der Innungen. Er stiess damit auf heftigen Widerspruch der damaligen Standesvertreter. In ärgerlichem Ton verteidigte der Basler Zunftmeister Johann Jakob Vest die herrschende Wirtschaftsordnung gegen Bernoulli's Vorschläge:
"Wir geben auch zu, daβ die höhere Industrie, fabrikmäβiger Betrieb und Maschinen wirklich das einzig verderbliche Uebel einer zügellosen Concurrenz sey, um dadurch die Handarbeit zu ersparen, den Handwerker und Arbeiter zu ruinieren."*
Freier Handel und Gewerbe bedeuteten das Ende des Zunftmonopols und das Wort Concurrenz war Synonym für den freien Mark, in den Augen der Zunftgenossen eine Beleidigung ihrer Ehre. Die Kämpfe der Erneuerer und Bewahrer hielten in Basel noch lange an und immer wieder wiesen die Konservativen auf die angeblich schlechten Erfahrungen mit der Gewerbefreiheit in anderen Städten. Mit der Bundesverfassung von 1848 wurde durch die Einführung des freien Warenverkehrs eine erste Bresche in die Mauer der Zunftordnung geschlagen. Aber erst 1874 mit der ersten Revision der Bundesverfassung wurde schweizweit die Gewerbefreiheit garantiert womit die alte Ordnung endgültig besiegelt wurde.
Der Disput zwischen Christoph Bernoulli und Johann Jakob Vest ist ein interessantes Zeugnis über eine frühe Debatte um die Gewerbefreiheit in Basel, die uns auch an Kämpfe der heute noch abgeschotteten Märkte erinnert.
Bis bald
Patrick Winkler
* Quelle: Johann Jakob Vest: Beantwortung und Wiederlegung der von Herrn Professor Christoph Bernoulli im Druck und zu öffentlichem Verkauf herausgegebenen Schrift:
Ueber den nachtheiligen Einfluß der Zunftverfassung auf die Industrie mit besonderer Hinsicht auf Basel. Basel, in der Schweighauser’schen Buchhandlung, 1823
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