Freitag, 13. Mai 2011

Kostenentwicklung im Gesundheitssystem

Gemäss Wikipedia sind verschiedene Faktoren Ursachen der rasanten Kostenzunahme im schweizerischen Gesundheitswesen:

Fortschritt, Alterung, unterentwickelte Prävention, ungenügende Qualitätssicherung, der Föderalismus ("26 Gesundheitswesen"), mangelnde Koordination, falsche Finanzanreize, die Macht der Interessenverbände, die Kommerzialisierung, die gestiegene Anspruchshaltung der Konsumenten und der Leistungserbringer, hohe Arzt- und Zahnarzteinkommen, der in der Schweiz in einzelnen Kantonen noch mögliche direkte Verkauf von Medikamenten an die Patienten ("Selbstdispensation"), das "Wettrüsten" der Krankenhäuser im Konkurrenzkampf, zu hohe Medikamentenpreise, zu geringe Verwendung von Generika, die zu hohe Arzt-, Spital- und Gerätedichte sowie unnötige Operationen, Untersuchungen, Medikamente, Arztbesuche und zu lange Krankenhausaufenthalte. Stress und Stressfolgen verursachen auch hohe Kosten, die auf jährlich 4,2 Milliarden Franken geschätzt werden.
Die politischen Gegenmassnahmen beschränkten sich bisher vor allem auf die Kostenbeteiligung der Patienten und die Anpassung der Krankenkassenprämien.

In vielen Punkten kann ich den Aufzählungen der Gründe der Kostenexplosion folgen, einige muss ich entschieden in Frage stellen. So kann man die Kostenentwicklung nicht der Kommerzialisierung in die Schuhe schieben da diese nur dem ökonomischen Gesetz von Nachfrage und Angebot folgt. Wenn man das Regulativ Angebot-Nachfrage ausschaltet und den Markt reguliert und administriert darf man sich nicht wundern, wenn die Preise plötzlich höher sind und die Leistungen eingeschränkt.
Hingegen denke ich, dass das Fehlen von Wettbewerb einen Preistreibenden charakter hat und dass die derzeitige Macht der Interessenverbände nicht gerade die Qualität der Leistungen hebt.

Mehr zur schweizerischen Hochpreispolitik.

Bid bald
Patrick Winkler

Freitag, 6. Mai 2011

iWear it!

Kennen Sie den wahrscheinlich günstigsten und modernsten Mass-Schuh? iWear it ist ein völlig neues Konzept, den Komfort einer individuellen Sandale mit modernem Design und anatomischer Individualität zu verbinden. Sie lassen sich den Fuss 3D scannen und wir liefern Ihnen Ihren Schuh. Schon ab CHF 319.-.

Schauen Sie vorbei auf www.iwear-it.ch

Tragen Sie Einlagen? brauchen Sie einen Ausgleich wegen einer Beilängendifferenz oder eine Abrollrampe? Einen gedämpften Absatz? Sind Sie auf eine bestimmte Absatzhöhe angewiesen? Brauchen sie ein orthopädisches Fussbett mit spezifischen Entlasutungen?

Wollen Sie ein bestimmtes Design? Bestimmte Farben und Dekos?

Alles ist möglich. Schauen Sie vorbei, wir beraten Sie gerne.

Bis bald
Patrick Winkler

Samstag, 30. April 2011

Neue Technik unerwünscht

Orthopädische Schuhe kann man auf verschiedenen Wegen und mit unterschiedlichen Werkzeugen herstellen. Früher hatte man die Leistenmodelle, die die Grundlage jedes Schuhes darstellen, von Hand aus Holzklötzen geschnitzt, später stellte man Rohlinge her, die man mit Kork und Leder anpasste. Die heute am meisten verbreitete Methode ist das Nehmen von Gipsabdrücken der Füsse und ausgiessen mit Kunstharz, anschliessend manuelles Bearbeiten. Allmählich kommen aber neue elektronische Arbeitsmittel auf den Markt, man arbeitet (v.a. im Ausland) vermehrt mit 3D-Scan und CAD-CAM.

Seit ich mit diesen neuen Techniken arbeite konnte ich meine Performance verbessern. Offiziell dürfen aber die modernen Arbeitswerkzeuge wie 3D-Scan und CAD-CAM bei komplexorthopädischen Fällen nicht funktionieren. Ich habe aber mehr Erfolg damit als mit dem herkömmlichen Verfahren. Zum Beispiel wurde dieser Patient auf dem Bild unten von einem Orthopädieschuhmacher mit einem orthopädischen Innenschuh nach Gipsabdruck versorgt. Er hat von Kind auf einen steifen Spitzfuss und eine Beinlängendifferenz von etwa 10 Zentimeter. Mit dem Schuh konnter er aber nicht gut gehen, fühlte sich instabil und bekam Druckstellen und Schwellung.


Abb. Spitzfuss mit grosser Beinlängendifferenz, funktionelle Einschränkung und Deformation

Ein Scan und Leisten nach CAD-CAM haben die Probleme gelöst, wir haben die Einstellung verbessert und einen neuen Schuh hergestellt. Seither kann er wieder gehen und sogar Golf spielen.

Was heisst das jetzt? Ist die Gipsmetode deswegen schlechter als die elektronischen Werkzeuge? Ist das eine Kritik an der Kompetenz eines Orthopädieschuhmachers? Nein, die Kompetenz meiner Kollegen beurteile ich nicht und mit der herkömmlichen Methode kann man auch Erfolg haben. Ebenso kann auch mit modernen digitalen Werkzeugen einmal etwas schief gehen, nobody is perfect. Entscheidend ist in diesem Fall, dass

- es sich um einen komplexorthopädischen Fall handelte
- die Herstellung mit 3D-Scan und CAD-CAM Unterstützung funktioniert hat
- wir weniger Zeitaufwand bei dieser Versorgung hatten als wenn wir konventionell gearbeitet hätten

Die Essenz: CAD-CAM Einsatz für komplexorthopädische Schuhe funktioniert und es spart Zeit. Es hilft in der Fokussierung auf den Patientenservice, dem Messen, Einstellen, Beobachten, Verstehen. Wir denken, das dies der Schlüssel für eine gute Versorgung ist.

Das ist unser Konzept - und es ist erfolgreich. Mehr dazu...

Bis bald
Patrick Winkler

Donnerstag, 28. April 2011

Equinovarus

Der Begriff pes equinovarus kommt aus dem Lateinischen und heisst direkt übersetzt Pferdefuss. Man sagt aber auch pes varus. Es ist ein Fuss, der nach lateral, also auf die Aussenseite abkippt und dadurch instabil ist. Verursacht wird er beim Erwachsenen meist durch eine Störung der Nervenversorgung mit Schwächung der Preonaeus-Muskelgruppe oder mit Überfunktion des Tibialis posterior Muskels.

Das Ziel einer konservativen Versorgung beim Erwachsenen ist die Erhaltung der Stabilität und Belastbarkeit im Rückfuss. Die Intensität der Dysbalance kann sehr unterschiedlich sein. In schweren Fällen müssen wir entweder Unterschenkelorthesen oder hohe Mass-Schuhe machen, in leichteren Fällen können wir durch eine gezielte Beeinflussung durch Fussbettung und Statikaufbau mit Halbschuhen behandeln. Das ist für den Träger/in am angenehmsten und sieht am wenigsten auffällig aus.

Abbildung: Diese Patientin konnte bislang nur hohe Stabilschuhe tragen. Aber auch diese verursachten immer Druckstellen am Knöchel. Durch einen gezielten lateralen Gegendruck im Fussbett und eine genaue Abgrenzung am Aussenknöchel kann sie nun auch leichte Halbschuhe anziehen, was im Sommer viel angenehmer ist.

Bis bald
Patrick Winkler

Mittwoch, 20. April 2011

Niemand liefert billiger wenn er genau sogut teuer sein kann

Orthopädische Mass-Schuhe sind Hilfsmittel für Menschen mit Fusshandicap. Die Sozialversicherung bezahlt solche Schuhe, Orthopädieschuhmacher mit Lieferberechtigung stellen sie her.

Behördentarife der Sozialversicherung sind Preise, die auf eine bestimmte Leistung zu einer bestimmten Qualität definiert sind. Tarifpreise sind Höchstpreise, man darf eine Leistung auch billiger verrechnen als der Tarif vorsieht. Macht das aber einen Sinn? Hat der Patient und Versicherte etwas davon? Nein, deswegen machen wir das nicht. Es ist eine Banalität, die jedem Ökonomen geläufig ist, dass niemand billiger liefern wird, wenn er genauso gut teuer sein kann. Das ist weder ein Urteil über eine Branche noch richtet sie sich gegen jemanden persönlich. Das ist ein für jeden unbefangenen Dritten nachvollziehbares wirtschaftliches Verhalten, das alle Marktakteure und jede Versicherung betrifft.

Mehr Sinn macht, wenn Versicherte bei uns bei Verfügungen der Sozialversicherung für orthopädische Mass-Schuhe Zusatzpaare derselben Qualität erhalten. Das haben wir in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen so vereinbart und das gilt, solange die Tarife und Abrechnungsbedingungen nicht verändert werden.

Mehr dazu unter den Themen.

Bis bald.
Patrick Winkler

Dienstag, 12. April 2011

Komplex?

Tragen Sie Einlagen? Wenn ja, dann sollte Sie wissen, ob Sie ein einfacher oder komplexer Fall sind. Aber nur, wenn Sie wissen wollen, ob der Preis ihrer Einlagen dem Fall angemessen ist, denn dieser hängt in entscheidendem Mass vom "Schwierigkeitsgrad" ab.

In den meisten Fällen richtet sich der Preis nach dem Tarif für Orthopädieschuhtechnische Arbeiten des BSV. Einlagen sind keine Pflichtleistung des KVG und Sie müssen sich immer erkundigen, ob und was Sie von einer Versicherung an die Einlagen bezahlt bekommen.

Eine einfache Einlage, die in der Versicherungssprache Fusstütze genannt wird, kostet* 257 Franken. Eine einfache orthopädische Einlage kostet 325 Franken, eine sicherheitsgeprüfte Einlage (Baumusterzertifiziert) kostet um 390 Franken. Für einen etwas komplexeren Fall kostet die orthopädische Einlage 396 Franken. Dann gibt es noch die orthopädischen Einlagen mit durchgehender Basis, die in der Normalausführung 410 Franken und bei "schwierigen Fällen" 530 Franken kosten. Sind besondere technische Massnahmen erforderlich kostet die Einlage 582 Franken und bei hoher Wandung mit Knöchelfassung 667.50 Franken. Muss ein Modell nach Gipsbdruck oder 3D-Scan angefertigt werden kostet es zusätzlich und einmalig nochmals zwischen 240 und 325 Franken.

Die Differenz von der günstigsten zur teuersten Einlage ohne Gipsabdruck beträgt rund 410 Franken.

Wenn Sie wissen wollen, ob der Preis ihrer Einlagen angemessen ist, müssen Sie nur wissen, ob sie ein einfacher oder komplexer Fall sind.

Bis bald.
Patrick Winkler



* Die meisten hier genannten Preise sind dem Tarif für Orthopädieschuhtechnische Arbeiten (OSM) des Bundesamtes für Sozialversicherung dem Kapitel C I entnommen. Der Tarif kann heruntergeladen werden.

Freitag, 8. April 2011

Der Mass-Schuh

Die Mass-Schuh Dienstleistung ist die Kernkompetenz des Mass-Schuhbottiers, aber auch ein Teilgebiet der Orthopädie-Schuhtechnik. Was sind aber eigentlich orthopädische Mass-Schuhe*? Es sind individuelle Hilfsmittel für komplexe pathologische Zustände** der Füsse und werden nach einem kundenindividuellen Leistenmodell hergestellt und angepasst. Ein Mass-Schuh ist nicht von der Stange. Die Anpassung von Mass-Schuhen verlangt vom Fachmann/-frau wegen der ausschlaggebenden Bedeutung des Leistens und Einstellungsdaten nicht nur Kenntnisse der Anatomie und Pathophysiologie, sondern auch Formensinn und räumliche Vorstellungskraft. Deshalb kann man als Fachgeschäft das Mass-Schuh Business nicht nebenbei und unter „ferner liefen“ betreiben, denn es ist etwas Besonderes. Um erfolgreich zu sein muss sich eine in der Firma dafür verantwortliche Fachperson darauf fokussieren können, es braucht spezifisches Know-how und eine gewisse Häufigkeit der Fälle. Wer es zu seinem Angebot zählt ist ein „Vollblut“ in seinem Fach und wird seine Energie und Enthusiasmus in diese Aufgabe stecken.

Bis bald
Patrick Winkler

* gemäss Begriffliste des Internationalen Verbandes der Orthopädie-Schuhtechniker IVO 1991, S. 217, Link zur Homepage des IVO
** wie diese Zustände genau aussehen werde ich in einem späteren Beitrag eingehen