Ich habe meine Berufstätigkeit mit einer Handwerkerausbildung der traditionellen Art begonnen und gehöre zu jener Generation von Orthopädieschuhmachern, die das Rahmennähen und andere alte Techniken noch von der Picke auf gelernt haben. Wenn ich mich recht erinnere war ich im letzten Kurs, der in der Lehrabschluss- und Meisterprüfung noch darauf geprüft wurde.
Es gibt unterschiedliche Techniken, wie man früher den Schuhboden (die Sohle) mit dem Schaft (der Oberteil des Schuhes) durch Handnähte verbunden hat. Der Calceologe Serge Volken aus Lausanne hat ein wunderbares Buch darüber herausgegeben. Bei der Technik des rahmengenähten Schuhes wird die Brandsohle (die Sohle im Schuhinneren) mit dem Rahmen (Rand am Schaftumschlag) vernäht. Wir haben dazu Hanfgarn verwendet, den wir mit Pech verwachst und eingedrillt hatten. Als Nadel haben wir Schweineborsten eingedreht. Schweineborsten sind standfest und dennoch elastisch und lassen sich gut durch das mit der Blattahle (die früher auch Pfriem genannt wurde) gestochene Loch zwischen der Rangierung der Brandsohle und der Kerbe des Rahmens führen.
Heutzutage kommen von Hand rahmengenähte Schuhe eher selten vor. Es gibt aber noch Schuhmacher, die diese Tradition pflegen und Schuhe mit solchen Macharten anbieten. Durch-, rahmen- oder flexibelgenähte Macharten gibt es zwar noch auf dem Markt, das sind aber meistens Maschinennähte.
Manchmal können Sie mich an historischen Festen treffen, wo ich den sogenannten Kuhmaulschuh in einer nachgebildeten Zunftschuhmacherei des 16. Jhd handnähe. Die Werkstatt ist eine Nachbildung einer Zeichnung des Künstlers Jost Amman von 1568 und ist Eigentum einer E. Zunft zu Schuhmachern in Basel. Das letzte Mal war ich für die Vereinigte Zünfte zur Gerwe und Schuhmachern am Mittelaltermarkt auf dem Münsterhof in Zürich.
Bild: Spectaculum auf dem Münsterhof in Zürich, 21.08.2008, Vereinigte Zünfte zur Gerwe und Schuhmachern
Bis bald
Patrick Winkler
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